L’Eroica:
135 km Nostalgie

Italy, Toscana, grapes
Vintage Eroica tour bikes.

Wie war der Radsport in den Zeiten von Legenden wie dem «Champion der Champions» Fausto Coppi und dem «radelnden Mönch» und «Iron Man» wie sein Gegenspieler Gino Bartali genannt wurde? Das wollte Giancarlo Bocci mit L’Eroica neu erschaffen. Was 1997 begann, wurde zu einem Event, der heute von Tausenden an Schauplätzen auf der ganzen Welt gefeiert wird. Für uns findet das wahre Erlebnis jedoch nur auf den Schotterstrassen der Toskana statt. Unser Freund Alex, vom Label Woolistic, schloss sich dem Team von Vivi Kola bei der klassischen L’Eroica-Fahrt in Gaiole an. Das Team Vivi Kola trug klassische Trikots aus Merinowolle, die Alex für sie produziert hat. Diese Trikots und einige weitere sind neu als Teil unserer Heritage Collection erhältlich. Hier der Bericht von Alex:

L’Eroica wurde 1997 in der Provinz Siena, Italien, geboren. In den ersten Jahren nahmen nur ein paar hundert Radfahrer teil. Als meine Gruppe 2013 ankam, waren es über 6’000 Teilnehmer. Der Gründer, Giancarlo Bocci, wollte die historische goldene Ära der 1940–1950er Jahre feiern, als Fausto Coppi und Gino Bartali Italien in zwei Fangemeinden spalteten. Bocci wollte, dass die historischen Schotterstrassen der «Strada Bianca» in der Toskana den perfekten Verlauf der Veranstaltung bieten: Die Radfahrer von heute erleben lassen, was die echten Radfahrer in den 1930–1950er Jahren leiten mussten. Die Regeln der L’Eroica sind einfach: Rennräder müssen vor 1987 mit sichtbaren Bremszügen sowie mechanischen Schaltern für Kettenschaltungen hergestellt worden sein. Die Teilnehmer sollen alte Wolltrikots und Shorts aus der damaligen Zeit tragen. Moderne Carbon- und Aluminium-Rennräder sind nicht erlaubt. Denk nicht im Traum daran, mit einem MTB- oder zeitgenössischen Polyester-Team-Trikots zu erscheinen, sonst musst du dich schämen wie Cersei in Game Of Thrones!

Einige Monate vor der Veranstaltung stand ich in Kontakt mit einer Gruppe deutscher und schwedischer Freunde, die L’Eroica fahren wollten. Ich bin ein eingefleischter Sammler von Vintage Fahrrädern und bot an, für das Team Wolltrikots und Shorts im historischen Stil zu produzieren. Einheitliche Trikots machen mehr Spass, machen es einfach, einander zu finden und sorgenfür tolle Fotos.

Bei der Eroica sieht man alle Körpertypen und Fitnessniveaus. Meine Gruppe war die «schmale Kost», will heissen fitte Radfahrer. Mir schien die anderen Radfahrer zitterten richtig ob der Kraft unseres Teams, wenn es an ihnen vorbeizog. Für dieses Rennen hatte ich Vivi Kola als Sponsorin gewinnen können und so produzierte ich Wolltrikots im Look dieser legendären Schweizer Cola.

Seven vintage Eroica bike riders posing for a picture with their bike.
Eroica bike riders with Vivi Kola Jerseys.
Three vintage Eroica bike riders with putting number hang tags on their jerseys.

L’Eroica hat mehrere Routenoptionen, und unsere Gruppe wählte 135 km. Ich hatte vor, hinten in unserem Begleitwagen mitzufahren und das Ereignis auf Zelluloid zu dokumentieren. Das ist ein Film für die jungen Digitalkinder. Ich plante Super-8-Film für Filmaufnahmen und 35mm-Film für Standfotos verwenden. Film hat eine Seele, die das Vintage-Feeling von L’Eroica auf die richtige Art und Weise einfängt. Sequenzen dieser Aufnahmen haben wir hier für Euch aufbereitet.

Gaiole ist das Dorf, in dem L’Eroica beginnt und endet. Am ersten Oktoberwochenende steigt die Einwohnerzahl der Stadt von 2’300 auf über 10’000. Der Samstag ist der Tag der Registrierung und auch der berühmte Vintage-Fahrrad-Markt. Vintage-Radschuhe, gebrauchte Rennräder, Ersatzteile, Wolltrikots, Poster und endlose italienische Handgesten gibt es im Überfluss. Ich hörte einen Fahrradhändler, der eine Zigarette ganz knapp zwischen den Lippen hielt, sagen: «Caro? Ascoltami, questo e introvabile!» Jeder italienische Antiquitätenhändler muss das Wort introvabile einwerfen. Unauffindbar.

Nach der Anmeldung kehrte unsere Gruppe in das etwa 40 Minuten entfernte Hotel zurück. Das historische Herrenhaus lag nördlich von Siena, umgeben von wunderschönen Weinbergen und mit Blick auf den toskanischen Sonnenuntergang. Die Landschaft, die Gerüche und Geräusche der toskanischen Landschaft stimmten uns darauf ein, dass dieses Radwochenende magisch würde. Wir alle versuchten, am Samstagabend für die Veranstaltung am Sonntag gut zu schlafen.

Tausende bunte Radfahrer, die vorbeifahren und der Kamera zuwinken, ein einzigartiges Erlebnis.

Alex Clarke

Am frühen Sonntagmorgen, mit zerzaustem Haar und schweren Augenlidern, fuhren wir in der Dunkelheit nach Gaiole. Taschen mit Kleidung, Wasserflaschen, Schuhen, Fahrradrahmen und Rädern wurden in den letzten freien Platz im Auto gestopft. Wie Hunde, die aufgeregt sind, rauszugehen, wurden auch wir aufgedrehter, als wir Radfahrer mit Halogenlampen an die Startlinie fahren sahen. Die Vorfreude lag in der Luft.

Unser Team erreichte die Startlinie, und innerhalb von Minuten waren sie mit Tausenden von anderen Radfahrern in Vintage-Klamotten unterwegs. Wir selbst fuhren der Gruppe etwa 3–4 km voraus, um das Stativ für eine Panoramaaufnahme der Fahrer, die aus dem Wald in das Morgenlicht kamen, aufzustellen. Um 07:15 Uhr war der Himmel kristallblau. Alte italienische Villen ruhten in der Landschaft, und ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, die Schönheit der Landschaft zu geniessen.

L’Eroica zu fahren ist eine Riesenvergnügen. Beim Fotografieren aus dem Auto heraus und am Strassenrand konnte ich Tausende von bunten Radfahrern sehen, die vorbeifuhren und der Kamera zuwinkten. Es fühlte sich für mich wie eine grosse Familie an.

Alle 30 km ist eine Raststätte, wo Radfahrer dringend benötigte Lebensmittel und Erfrischungen geniessen können. Bananen, Brot, Honig, Salami, Trauben, Suppe, Wein, Wasser und Gesang werden angeboten. Mit Vergnügen ging ich die Strasse auf und aa, während ich einige schöne alte Rennräder der Kollegen, die meine Begeisterung teilten, bewundete. Man hört Sprachen aus der ganzen Welt: Die Fahrer kommen aus Australien, Japan, Schweden, Singapur, Finnland und so weiter. Was alle verbindet ist die Begeisterung für historische Radrennen.

 

Die Hügel entlang der Strecke stellen eine grosse Herausforderung für die älteren Radfahrer mit schweren Fahrrädern aus den 1920–1940er Jahren dar. Viele Radfahrer entschieden sich darum, die Schotterhügel hinauf zu laufen, während die fitten Radfahrer ohne grosse Anstrengung auf ihnen bergauf tänzelten. Gebrochene Ketten, platte Reifen, gerissene Rahmen, unglückliche Wracks und alles, was dazwischen liegt, sind entlang der Strecke zu sehen. Ein österreichischer Fahrer hatte eine gerissene Kette und stand allein am Strassenrand. Ich rief ihm zu: «Wenn du dich am hinteren Türrahmen festhältst, schleppe ich dich bis zum nächsten Rastplatz.» Vier Kilometer später brachte ich ihn zur Reparaturstation und fuhr weiter.

Nach acht Stunden auf dem Fahrrad erreichte unsere Gruppe höchst zufrieden mit Pauken und Trompeten die Ziellinie. Gaiole, normalerweise eine verschlafene toskanische Stadt, wird für dieses Wochenende zu Aschenputtel. Es spielen Bands, es werden Fotos gemacht, man klopft sich auf den Rücken und tauscht Geschichten aus. Die alten Italiener schauen aus ihrer Wohnung auf die Ziellinie herab und nehmen die ganze Aufregung, die alle 365 Tage einmal über das Dorf herabbricht, gelassen auf sich. Um sieben Uhr war unsere Gruppe zurück im Hotel, um sich zu erfrischen und unser letztes gemeinsames Abendessen einzunehmen. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Heimweg. Das Eroica-Wochenende ging zu schnell vorbei, und die Veranstaltung im nächsten Jahr konnte nicht früh genug kommen. Bis dahin wird die Nostalgie den Traum am Leben erhalten.

Die Wolltrikots des Teams Vivi Kola erinnern an das Sponsoring von Vivi Kola, der Schweizer Cola. Während der goldenen Jahre des Radsports in der Schweiz trugen die Sieger diese Trikots, während sie vor Publikum und Kameras eine kühle Flasche Vivi Kola leerten. Die aktuellen Trikots wurden von unserem Freund Christian, dem Besitzer von Vivi Kola, neu gestaltet. Für unsere Heritage Collection haben wir zum ersten Mal Trikots für Frauen gestrickt. Wir stricken die Trikots aus feinster Merinowolle her und besticken sie von Hand wie in der guten alten Zeit. Schau doch mal in unseren Webshop rein! Oh, und wenn dein Radsportteam plant, an der Eroica teilzunehmen oder einfach nur einzigartige Trikots für sich benötigt, kontaktier mich unter woolistic.com. Woolistic ist seit 1999 ein führender Hersteller von individuell gestalteten Woll-Radtrikots und -Pullovern für Rennteams.

Alex