Mode in der
Kreislaufwirtschaft

A ball of wool
A sewing machine sews cloth

Fast Fashion hat den massenhaften Konsum von Kleidung mit einer sehr kurzen Lebensdauer ermöglicht. Dies schadet sowohl der Umwelt als auch der Gesellschaft. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft zeigt Wege zum Aufbau einer restaurativen Textilwirtschaft entlang der Wertschöpfungskette von Produktion, Verkauf, Gebrauch und Recycling auf.

Als wir zum ersten Mal von der Kreislaufwirtschaft hörten, glaubten wir, dass dies nur ein weiterer Begriff der Nachhaltigkeitsagenda sei. In gewisser Weise ist das so. Aber nachdem wir uns in die Thematik eingelesen hatten, erkannten wir, dass der Wechsel von einem linearen zu einem zirkulären Ansatz ein ganzheitliches Bild ergibt. Gleichzeitig haben wir viele praktische Inspirationen zur Verbesserung unserer Arbeit als Modelabel gefunden.

Von schnell und linear zu langsam und zirkulär

Die Idee hinter dem Konzept der Kreislaufwirtschaft ist einfach: Mit unserer heutigen, linearen Art und Weise des Nehmens, Herstellens und Entsorgens vernichten wir in horrendem Ausmass unsere endlichen Ressourcen. Der Boom billiger Mode hat in den letzten Jahrzehnten zu einer Verdoppelung der Bekleidungsproduktion geführt. Gleichzeitig ist die Verwendungsrate von Kleidern um fast 40% zurückgegangen. Mit anderen Worten: Fast Fashion stimuliert Verbraucher, immer mehr Kleidung zu kaufen, während dieselben Käufer und Käuferinnen ihre gekauften Produkte immer weniger lang tragen. Noch viel schlimmer ist, dass die Verbraucher nicht den tatsächlichen Preis für die Produktion ihrer Kleider bezahlen: Die Kleider werden unter prekären Arbeitsverhältnissen hergestellt, Ressourcen für künftige Generationen verschwendet und die Umwelt wird verschmutzt und geschädigt. Anstatt zu einer positiven Entwicklung beizutragen, schädigt Fast Fashion entlang ihrer Produktionskette unseren Planeten, Menschen und Gesellschaften.

Was ist der Ausweg aus der Fast Fashion? Es ist Slow Fashion auf der Basis einer regenerativen Kreislaufwirtschaft. Kleidung soll auf hohe Qualität und lange Haltbarkeit hin entworfen und hergestellt werden. Ihre Preise sollen erschwinglich sein und dennoch die wahren ökologischen und gesellschaftlichen Kosten von Materialien und Prozessen decken. Die verwendeten Materialien und Verfahren sollten die Umwelt nicht verschmutzen, sondern ermöglichen, dass sich die natürlichen Systeme regenerieren.

Slow Fashion muss auch über den Verkauf hinausdenken, damit die Kleidung während und nach dem ersten Gebrauch ihren vollen Wert behält: Das Design sollte nicht auf eine Saison abzielen. Kleider sollten für eine möglichst lange Haltbarkeit und Attraktivität konzipiert sein. So wird die Wiederverwendung oder der Weiterverkauf gefördert. Und wir sollten so produzieren, dass sich unsere Kleider für die heute verfügbaren Recyclingverfahren eignen und am Ende des Lebenszyklus biologisch abbaubar sind. Mit dieser Sicht von der Wiege bis zur Bahre, in Englisch cradle-to-grave, widerspiegelt die Vision der Kreislaufwirtschaft für die Modeindustrie ein wirklich nachhaltiges, ganzheitliches Konzept, eben mehr als nur ein Begriff der Nachhaltigkeitsagenda.

Recycled fabrics for reuse

Unsere Textilien: In der Kreislaufwirtschaft kommt es nicht nur auf deren Herkunft an, sondern auch auf ihr Ende.

Viel Arbeit vor uns

Nachdem wir mehr und mehr über das Konzept der Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie gelesen hatten, waren wir sowohl begeistert als auch erschrocken. Bei Le Picot sind wir damit beschäftigt, Best-in-Class-Prozesse für die Beschaffung von Fasern und Textilien sowie für die Produktion, den Verkauf und den Versand unserer Kleidung einzusetzen. Die Erkenntnis, dass wir damit nur die Hälfte des Lebenszyklus meistern, gibt uns zu denken. Es ist uns klar geworden, dass wir konsequent über den Verkauf hinaus handeln müssen. Wir müssen neue Beziehungen zu unseren Kundinnen und Kunden aufbauen und pflegen, in denen wir mit ihnen einen Dialog über die Verwendung, Wiederverwendung und schliesslich das Recycling und die Regeneration unserer Produkte führen und sie dabei unterstützen. Pflegehinweise, Reparaturservices, Wiederverkaufsmöglichkeiten oder die Rückgabe gebrauchter Kleider könnten Konzepte sein, die uns helfen, den Kreis zu schliessen.

Recycling und Regeneration sind für uns eine grosse Herausforderung. Bei Kleidungsstücken wie den Jerseys unserer Heritage-Linie, die aus einer einzigen Faser gewoben werden, nämlich aus feiner Merinowolle, die zu 100 % biologisch abbaubar ist, können wir Recycling und Regeneration problemlos gewährleisten. Aber geht dies mit Fasermischungen wie der fantastischen Mischung aus Lyocell und Merinowolle in unserem Flon-T-Shirt? Können wir diese Mischung rezyklieren? Und was ist mit unserer einzigartigen Rivera-Jeans, die bereits rezyklierte Fasern und Polyesterfäden enthält, um sie haltbarer zu machen, was ein Ziel der Kreislaufwirtschaft ist? Der Polyester stammt aus rezyklierten Abfallflaschen aus Küstenregionen. Angesichts der viele Plastikabfälle im Meer ein ökologisch äusserst sinnvolles Konzept. Aber ist dieser Denim immer noch rezyklierbar und ist er biologisch abbaubar?

Viele Fragen. Um einige davon zu beantworten, braucht es Fortschritte in der Rezyklierungstechnologie. Diesen Fortschritt wird es geben. Aber um Antworten auf andere Fragen zu finden, brauchen wir einen Dialog und eine Zusammenarbeit mit unseren Kundinnen über den Verkauf hinaus. Es liegt noch viel Arbeit vor uns!
Wenn du an weiteren Einzelheiten über Mode, die Textilindustrie und Kreislaufwirtschaft interessiert bist, empfehlen wir dir, die Website der Ellen Macarthur Foundation zu besuchen. Du findest dort ausgezeichnete, vertiefte Informationen zu diesen und vielen anderen Themen der Kreislaufwirtschaft.