Merinowolle
im Sport

Group photo consisting of cyclists and spectators
Merino wool jerseys hanging in a workshop

Hochleistung im Sport geht Hand in Hand mit Hochleistungs-Funktionskleidung. «Ultra-Wick, High-Tech XLT, Micro-Mesh, Super Dry» sind nur einige der fabelhaften Begriffe, die dafür verwendet werden. Doch die meisten Technologien und Fasern schaffen es in Sachen Nachhaltigkeit nur auf die letzten Ränge: Sie sind zwar zu Hochleistungen fähig, werden aber zumeist aus nicht erneuerbaren Rohstoffen hergestellt, sondern häufig auf Erdölbasis. Sie setzen Mikroplastik in unsere Gewässer frei und brauchen ewig, um sich zu zersetzen. Eine Alternative: Merinowolle. Nicht umsonst war sie die Faser par excellence, wenn es in den letzten 100 Jahren darum ging, Bekleidung für Spitzenleistungen zu schneidern. Hier ist Ihre Geschichte.

Seit den frühen 1980er Jahren werden für die meisten Sportbekleider synthetische Stoffe verwendet. Polyester, Nylon, Elastan und Polyamid werden unter schicken Markennamen wie Goretex, Lycra, Coolmax und Windstopper verkauft. Egal, welchen kreativen Ausdruck sie sich einfallen lassen, sie sind alle erdölbasiert und schädlich für die Umwelt.  Merinowolle hingegen ist 100% natürlich, erneuerbar und es werden keine Kriege um Schafe geführt. Versuchen Sie, das Gleiche über Erdöl zu sagen! Und so landen bis heute Tonnen von Fast-Fashion-Kleidung aus synthetischen Fasern auf Mülldeponien, wo sie Jahrhunderte überdauern.

Bis zum Aufkommen der Synthetik wurde Merinowolle fast ein Jahrhundert lang von den besten Sportlern der Welt getragen. Kein Labor war in der Lage, eine Faser zu entwickeln, die mehr Leistung bot als Merinowolle. Keine synthetische Faser hat jemals gleichzeitig Feuchtigkeit absorbiert, Wasser auf natürliche Weise abgestossen, ist schwer entflammbar, geruchshemmend und schafft sowohl in kaltem als auch in warmem Klima angenehmen Komfort. Und während Wolle sich im Abfall innerhalb von wenigen Monaten zersetzt, überdauern synthetische Fasern Hunderte von Jahren. Weit schlimmer: Sie setzen bei jeder Wäsche Millionen von Mikroplastik in unser Abwasser frei, die über die Nahrungsmittelkette am Schluss wieder in unserem Körper landen. Kein Wunder war der Markt reif für die Rückkehr der Merinowolle.

Football team with merino jerseys
Merino wool advertising poster
A group of cyclists at an award ceremony after a race

Merinowolle wurde von den 1890er bis 1980er Jahren im Radsport, im Fussball, fürs Bergsteigen und beim Militär verwendet. Jeder Radfahrer, ob Amateur oder Profi, trug gut 80 Jahre lang Wolle. Jeder Tour de France-Sieger trug von 1900–1983 Wolle.  Die Athleten kannten die Vorteile von Wolle im Sport. Bergsteiger hatten ein Sprichwort: «Baumwolle tötet». Es bedeutet, dass Kleidung aus Baumwolle nass wird und bleibt und Bergsteiger bei kalten Temperaturen deshalb erfrieren können. Wolle aber speichert kein Wasser wie Baumwolle. Oder haben Sie schon jemals ein Handtuch aus Wolle gesehen? Die ersten Bergsteiger auf dem Mount Everest trugen Wolle – und jetzt ist sie auch dort wieder auf dem Vormarsch.

Keinem Labor ist es bisher gelungen, eine Faser zu entwickeln, die mehr kann als Merinowolle.

Le Picot

Kein Einlaufen, aber eine Menge Gestank

Obwohl Wolle für einen Grossteil des 20. Jahrhunderts weit verbreitet war, war sie damals nicht annähernd so fortschrittlich wie heute. Vor den 1990er Jahren musste Wolle von Hand gewaschen werden, war grobmaschiger und schwerer gestrickt. Als Polyester in den frühen 1980er Jahren seinen Marktanteil in der Sportbekleidung gewann, schätzte man die Festigkeit und Beständigkeit der Gewebe und nahm dafür in Kauf, dass die Kleidungsstücke keinen Wasserdampf absorbierten, man sich darin schnell beengt fühlte, sie schnell zu stinken begannen und entsprechend häufig gewaschen werden mussten.  Die Vorteile überwogen: Polyester war viel billiger als Wolle, ermöglichte vielfältige Nutzungen und konnte einfach gefärbt und bedruckt werden. Wie sollte Wolle gegen diese Vorteile ankämpfen?

Cyclists in merino jerseys sitting at the table

In den 1990er Jahren entwickelte die Woolmark-Organisation die «Total-Easy-Care-Behandlung», mit der Merinowolle in der Maschine gewaschen werden konnte. Etwa zur gleichen Zeit wurden deutlich dünnere Garne mit Feinheitswerten von 17,5 bis 19,5 Mikron verfügbar. Dies bewirkte einen massiven Paradigmenwechsel in der Verwendung von Wolle: Die Tage der kratzigen, groben Wolle waren vorbei. Wer heute ein Kleidungsstück aus Merinowolle anzieht, ist erstaunt und kann häufig kaum glauben, dass es aus Wolle gestrickt ist. Doch der Komfort und die Pflegefreundlichkeit sind nur ein Grund, warum Merinowolle zurück auf dem Markt ist. Der andere Grund ist wie erwähnt ihre Ökologie: Merinowolle unterstützt nicht nur Top-Performance im Sport, sie ist selbst in Sachen Nachhaltigkeit eine absolute Top-Performerin.