Seide aus dem
Bioreaktor

Garne so fein wie Kaschmir aus einer Ursuppe von Biomasse gezüchtet? Die Biotech-Industrie findet neue Wege, um die Umweltbelastung in der Textilindustrie zu reduzieren und ist daran, einen grossen Schritt in Richtung von industrieller Produktion zu machen.

Für synthetische Fasern ist Erdöl ein wichtiger Rohstoff, ein Rohstoff, der endlich ist. Aber auch die Ökobilanz natürlicher Fasern ist nicht über alle Zweifel erhaben: für den Anbau von Baumwolle wird sehr viel Wasser verwendet, das andernorts fehlt. Und die Schafe, welche uns ihre Wolle schenken, belasten die Umwelt. Darum forschen rund um die Welt Unternehmen an Alternativen zu traditionellen Fasern, bei denen die Umwelt konsequent geschützt wird. Dafür suchen sie Wege, um effizient aus Bioreaktoren die Rohstoffe für neuartige Fasern zu gewinnen, welche synthetische Fasern, aber auch Baumwolle, Wolle, Seide, Pelz oder Leder ersetzen können.

Es scheint, dass sich die Anstrengungen nach langer Entwicklungszeit endlich auszuzahlen beginnen:

So hat Spiber zusammen mit dem japanischen Luxuslabel Sacai, dem nordamerikanischen Sportlabel Goldwin und dem Outdoorgiganten NorthFace bereits verschiedene Kleidungsstücke in Kleinstauflagen mit aus in Biofermentern generierten Fasern produziert. Noch dieses Jahr sollte Spiber in Thailand eine Fabrik eröffnen, die dem Unternehmen erstmals eine Produktion in industriellen Mengen erlauben wird.

Nylonfasern aus der Abluft von Stahlwerken: so sieht Recycling heute aus.

Pius

Während Spiber auf Biomasse als Grundlage für die Proteine ihrer Garne setzt, synthetisiert LanzaTech Kohlenstoff in die Rohstoffe für synthetische Fasern und synthetisches Kerosin für die Luftfahrt. Das Faszinierende an dieser Technologie ist, dass LanzaTech mit ihrem Prozess aus Umweltverschmutzung neue Rohstoffe schafft. So produziert ein Werk von LanzaTech beispielsweise aus der Abluft eines Stahlschmelzers Ethanol, dass dann für die Herstellung von PET verwendet werden kann. Auch LanzaTech hat eine lange Durststrecke hinter sich, produziert aber bereits in industriellen Mengen und hat verschiedene Produkte in den Regalen beispielsweise Verpackungen für L’Oréal, Unilever oder die Schweizer Migros-Tochter Mibelle. In der Textilindustrie hat LanzaTech eine Partnerschaft mit dem Sportbekleidungsunternehmen Lululemon geschlossen, um die ersten Stoffe zu produzieren, deren Fasern auf industrielle Abgase, CO2 aus Landwirtschaft sowie Haushalten und CO2 aus der Atmosphäre zurückgehen.

Mit diesen Fasern erschliessen sich neue Dimensionen für eine nachhaltigere Textilindustrie. Fasern aus dem Bioreaktor bleiben nicht allein Teil des Rohstoffkreislaufes, sie lassen sich auch gezielter produzieren, so dass die Verarbeitungskette kürzer und umweltschonender wird. Faszinierende Möglichkeiten, die – wenn diese Fasern für uns bei Le Picot verfügbar sein werden – wir natürlich mit Vergnügen nutzen werden, denn gemäss unserem Slogan «Make Sense» sind diese Technologien äusserst sinnvoll.

Images: Sharon Pittaway, Dimitry Anikin via unsplash.com.